Anna

Geile Erlebnisse und Kurzgeschichten.
daunenjacke24
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Re: Anna

Beitrag von daunenjacke24 »

leider habe ich keine Lederhose aber Nylon und Daunenjacken
AnnasMama
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Re: Anna

Beitrag von AnnasMama »

An der Bushaltestelle angekommen schauten Anna und ich uns tief in die Augen und fingen beide gleichzeitig an zu grinsen. „Was grinst Du denn so komisch, Mama?“ fragte Anna neugierig. „Weil Du total süß aussiehst in Deiner ollen Latzhose, Anna!“ „Und Du siehst auch total cool aus, Mama!“ „Aber wenn ich ehrlich sein soll, Anna – Deine ist echt reif für den Altkleidersack am Samstag – auch wenn ich sie wieder sauber bekommen habe! Lange geht die nicht mehr!“ Anna grinste frech zurück: „Deine aber auch, Mama! Ist Dir auch sehr eng! Schmeißt Du Deine auch mit weg, wenn ich meine abgebe?“

So, so, Anna fand meine Latzjeans also auch zu eng! Aber deshalb gleich wegwerfen? Nö, ich hatte die eigentlich für Anna verwahrt, wollte sie dann aber nochmal selbst tragen bevor sie die bekommt und endgültig aufbrauchen wird. Ich weiß ja schließlich, wie Anna mit alten Sachen umgeht – sie macht zwar nichts mutwillig kaputt aber besonders schonend geht sie damit auch nicht um.

„Nö, hatte ich eigentlich nicht vor…“ antwortete ich ihr nach kurzem Zögern. „Wieso sollte ich?“ „Naja, Du drängelst mich ja auch immer, meine Latzjeans wegzuschmeißen. Und Deine ist ja wohl auch total fertig, Mama…“ „Musst Du halt selber entscheiden, Anna, ich will Dir nicht reinreden. Dann schmeißt Du die halt beim nächsten Mal mit weg, aber ich sage Dir, lange passen wird Dir Deine nicht mehr – von daher zieh sie ruhig die Woche über noch an…“

„Mama hat ja Recht!“ dachte Anna und zwicke an den engen Trägerchen ihrer Latzjeans herum. Ihr Bus kam etwas eher und sie stieg ein. Mal sehen, was sie sagt, wenn sie aus der Schule zurückkommt. Vielleicht geht ihre Latzjeans ja auch beim harten Schulhofeinsatz bei drauf, dann hat sich das Thema eh erledigt. Mein Bus kam kurz später und ich stieg ein. Wenig später war ich auf der Arbeit – zum ersten Mal in meiner alten Latzjeans. Einige Kollegen sahen mich etwas komisch an, aber keiner von Ihnen sagte etwas. Ich hatte schon ein etwas mulmiges Gefühl, ließ mir aber nichts anmerken. Unterm Strich fühlte ich mich ganz wohl und entschied, die Latzjeans an nächsten Tag wieder anziehen zu wollen.

Auch Anna zog ihre Latzjeans auch weiter zur Schule an, obwohl sie sich morgens arg schwer tat, die seitlichen Knöpfe noch zu schließen. Als sie diestags mittags aus der Schule kam, war sie sehr traurig. „Was’n los?“ fragte ich neugierig. „Mama, die Naht hier innen ist losgegangen. Du bekommst das doch wieder hin, Mama? Oder?“ „Zieh mal Deine Latzhose aus und zeig mal her – ach, braucht nicht – für die zwei Tage geht das auch so! Da mach ich nichts mehr dran, das lohnt eh‘ nicht mehr.“ Anna dackelte traurig ab und zog ihre Latzjeans wieder an. Als sie die Trägerchen wieder einhakte, knackte es einaml kurz. Anna dachte sich noch nichts Böses und verschwand erst in ihr Zimmer und anschließend nach draußen zum Spielen.

Abends kam sie dreckig wieder nach Hause – die Naht war inzwischen weiter aufgegangen und fiel deutlich auf. Dass der Knopf am Latz sich auch langsam verabschiedete, hatte Anna noch gar nicht bemerkt. „Zur Schule kannst Du die aber nicht mehr anziehen!“ mahnte ich Anna. „Für zu Hause und Spielplatz ist mir das egal!“ So zog Anna am nächsten Tag eine normale Jeans zur Schule an und zog sich sofort um, als sie mittags wieder zu Hause war.

Die seitlichen Knöpfe gingen fast gar nicht mehr zu, der Riss an der Naht wurde immer länger und länger und zu guter Letzt gab beim Einhaken des Trägers auch noch der Knopf nach – er bröselte in zwei Teilen auseinander, so dass Anna den Träger nicht mehr festmachen konnte. Mit Tränen in den Augen kam Anna in die Küche und frage: „Mama, hast Du noch ‘nen Knopf für den Latz für mich? Der hat sich gerade verabschiedet!“ „Nee, leider nicht – und selbst wenn, das lohnt sich noch nicht mehr! Die ist jetzt völlig fertig, die kann so wie sie ist mit weg…“

Anna weinte und trotzte. Sie kramste auf ihrem Schreibtisch und fand eine Sicherheitsnadel, mit der sie die Schnalle des Trägers am Latzloch befestigte. Annas Improvisationstalent hatte mich überzeugt – „Ist ja nur noch heute und morgen, bitte Mama, darf ich?“
Umweltrettung
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Re: Anna

Beitrag von Umweltrettung »

wie süß :D


Ich hoffe ihre Mum kann sich nochmal überwinden und ihr den Gefallen tun, sie wieder ganz zu machen :D
AnnasMama
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Re: Anna

Beitrag von AnnasMama »

Anna durfte – obwohl mir ihre Latzjeans so natürlich überhaupt nicht mehr gefiel – und ihr natürlich auch nicht. Sie weinte und sah mich traurig an und fragte: „Darf ich denn so morgen nochmal zur Schule?“ „Nee, Anna – bestimmt nicht. Guck mal, die Naht geht immer mehr auf. Wie sieht das denn aus?“ „Och menno, kannst Du Dir nicht noch was einfallen lassen, Mama?“ „Das einzige“ sagte ich, „was mir dazu noch einfällt ist, lass sie heute Abend noch zum Kuscheln auf der Couch an und wenn’s Dir zu schwer fällt, nimm ich sie morgen wenn Du in der Schule bist mit runter in den Keller zu den anderen Altkleidern. Dann kommt sie Samstag mit weg und gut ist. Vielleicht finden wir ja nochmal ‘ne tolle Latzjeans für Dich!“

„Nee, Mama. Lass mal. Zum Kuscheln und Fernsehen gucken lass ich sie gerne heute Abend noch an – und morgen pack ich die schon selbst in den Sack!“ „Na gut!“ sagte ich und wir verbrachten noch einen schönen, aber insgeheim doch traurigen Abend vor dem Fernsehen. Anna kuschelte sich bei mir ein wie lange nicht mehr – was aber vielleicht auch daran lag, dass ich auch meine Latzjeans an hatte. Mit meiner Hand streichelte ich ihr zwischen Rückenlatz und Pulli den Rücken. „Schade, dass die Naht da an der Seite so doll aufgeplatzt ist!“ „Ja“ erwiderte Anna und verschwand mit ihrer Hand am linken Oberschenkel komplett in der Hose. „Wirklich schade!“

„Was wird denn aus Deiner Latzjeans, Mama?“ fragte Anna neugierig. „Also wenn Du mich fragst, Mama – auch wenn die völlig verwaschen ist, für’n Sack ist die – find ich – noch viel zu schade!“ Ich fühlte mich geschmeichelt, war doch meine olle Latzjeans immer noch meine Lieblingsjeans und ich fand es toll, von meiner kleinen Süßen doch noch derartige Zustimmung zu bekommen. Auf der Arbeit hatte es fast nur dumme Sprüche gehagelt, von wegen „biste schwanger?“ oder „wo hast’e die denn ausgegraben?“ bis hin zu „nee, geht gar nicht, und wenn dann zieh Dir ‘Kapuzenpulli drüber, damit man den Latz nicht sieht!“. Aber solche Sprüche kamen alle von den Herren der Schöpfung. Meine Kollegin grinste und sagte: „Früher hatte ich auch mal so eine – hat Mama mir immer angezogen, wenn wir Samstags nach Ikea fuhren. Zum Glück brauchte ich die nie zur Schule anziehen. Was war ich froh, als die mir endlich zu klein war und ich sie nicht mehr anziehen brauchte. Weiß gar nicht mehr, was daraus geworden ist…“

„Altkleider wahrscheinlich“ grinste ich zurück – „oder gehörte Deine Mama zu denjenigen, die Deine Sachen im Müll verschwinden ließ?“ „Oh lange her, weiß nicht mehr so recht. Manches wurde an meine Cousine verschenkt, kaputtes landete im Müll und das meiste ging wohl in die Altkleidersammlung – vermute ich jedenfalls mal. Drüber gesprochen haben wir nie – nachfragen gab regelmäßig Ärger, irgendwann habe ich es mir abgewöhnt! Aber das Du freiwillig in dem Teil rumläufst – ist doch total out – trägt doch keiner mehr. Aber wenn Du Spaß daran hast, warum nicht…“

Anna streichelte auch mir den Rücken und wir hatten beide auf einmal tierisch viel Spaß. „Weiß noch nicht, was aus meiner wird! Zum Wochenende hin dürfte sie erst mal reif für die Wäsche sein, und dann mal weitersehen. Vermutlich eher was für die Freizeit, als für’n Job.“ versuchte ich Anna zu beruhigen. Insgeheim stellte ich mir natürlich vor, dass Anna eines Tages meine Latzjeans und meinen alten, grau gelben Adidas Pulli, den ich natürlich auch heute Abend an hatte weiter tragen würde. Aber noch sagte ich nichts. Anna wurde langsam müde und döste auf der Couch ein. Ich brachte sie rüber in ihr Zimmer, wo sie sich im Halbschaf bettfertig machte und die zerschlissene Latzjeans wütend in die Ecke warf. „Hätte die nicht noch ein paar Tage länger halten können?“ rief Anna laut und fing wieder an zu weinen.

„Komm, ist doch nicht schlimm…“ versuchte ich sie zu beruhigen. „Ist es wohl! Du hast ja gut reden, Mama, Deine Latzjeans passt noch, ist nicht aufgeplatzt und die Knöpfe am Latz sind auch noch heile!“ „Dann schauen wir eben nach einer anderen Latzjeans für Dich! Vielleicht werden wir ja noch fündig.“ „Glaubst Du doch selber nicht, Mama. Kannst ja mal Deine Kollegin fragen, was aus ihrer geworden ist!“ „Kann ich machen, Anna, aber ich fürchte, die ist bestimmt auch schon lange weg. Gibt eben kaum noch Latzhosen für Mädels in Deinem Alter – sind ja auch schon lange out!“ „Stimmt!“ gähnte Anna – und fiel müde ins Bett. Sie schlief sofort ein.

Am nächsten Tag kam Anna aus der Schule, schnappte sich den Kellerschlüssel und ihre Latzjeans und fragte „Soll sonst noch was mit weg?“ „Kannst die alten Pullis noch mitnehmen und die kaputte Jeans hier!“ Sie nahm die Sachen und verschwand in den Keller. Kurze Zeit später war sie wieder oben und sagte erleichtert: „Nu‘ isse‘ im Sack – Schade eigentlich, hätte sie gerne noch länger getragen!“ „Ich weiß, sahst prima darin aus. Hat mir gut gefallen – aber die Naht hätte ich sowieso nicht mehr richtig zu bekommen. Von daher – so ist es schon besser!“ „Meinst Du, die sortiert noch mal jemand aus?“ fragte Anna hoffnungsvoll. „Ich denke eher nicht, die wird im Reißwolf geschreddert werden – geht schnell, hab‘ ich mir sagen lassen. Ein paar Sekunden, dass ist sie in kleine Schnipsel zerkleinert und wird dann mit anderen Jeansfetzen zu Ballen verpresst.

Anna weinte wieder. „Wenn’s denn sein muss. So kaputt hätte ich sie auch nicht mehr anziehen mögen. Gestern Abend war noch prima – nu kann ‘se wech…“ Dann ist ja alles ok. „Ja, Mama, musst den Sack nur noch zuknoten und dann kannst Du ihn am Samstag rausstellen.“

Offensichtlich war am Samstag nicht nur Altkleidersammlung, sondern auch – was eigentlich recht unüblich ist – auch Sperrmüll bei uns in der Straße. Auch wenn Anna sich nie so wirklich dafür interessiert hatte, aber in letzter Zeit sah ich Anna bei Sperrmüllterminen immer am Fenster stehen und zuschauen, wie die Sachen in den Müllwagen befördert und dort schließlich zusammengepresst wurden. Was Anna daran so spannend fand, dass sieh die ganze Zeit zu schaute, hab‘ ich sie natürlich nicht gefragt, man muss ja in dem Alter auch nicht alles wissen. Auf jeden Fall waren die Straßen beiderseitig voll mit Sperrmüll, als ich den – deutlich gekennzeichneten Altkleidersack an den Straßenrand stellte und wieder in die Wohnung raufging. Kurze Zeit später hörte Anna die lauten Geräusche des Müllwagens und stellte sich in die Küche ans Fenster und schaute gespannt hinaus. Auch vor unserer Haustür stand jede Menge Sperrmüll und wurde von den Müllmännern in die Schütte des orangenen Müllwagens befördert. Anna hatte das Küchenfester bereits weit geöffnet, als einer der Herren den blauen Altkleidersack ergriff und zum Müllwagen zog, wobei er aufplatzte und sich der Inhalt auf die Straße verteilte. „Hey – das sind Altkleider, kein Sperrmüll!“ brüllte Anna durchs offene Fenster.

„Ist doch egal!“ rief der Müllmann – „ist doch auch nur Müll!“ und griff nach den Klamotten, die nun auf der Straße lagen um sie in die Schütte zu werfen. Und nun lag sie noch da – einsam auf der Straße – Annas alte, zerschlissene Latzjeans. Die anderen Sachen waren längst im Müllwagen verschwunden, da kam der Müllmann noch mal zurück, grabbelte musternd die Latzjeans auf, schüttelte den Kopf, als wenn er sagen wollte „Was die Leute so denken, total kaputt aber noch gut für die Altkleidersammlung. Die glaube wohl echt, so was zieht noch jemand an!“ Und so landete auch Annas Latzjeans unter ihren eigenen Augen – sie schaute immer noch fassungslos vom Küchenfester aus zu – zusammen mit all dem anderen Sperrmüll in der Schüttvorrichtung des Pressmüllwagens. Endlich – und es kam Anna wie eine Erlösung vor – setzte einer der Müllmänner die Pressvorrichtung wieder in Gang und die Latzjeans verschwand langsam und ohne weitere Beachtung mit einem ohrenbetäubendem Lärm im Bauch des Pressmüllwagens um ihren letzten Weg anzutreten. Statt im Reißwolf geschreddert zu werden, wird sie nun ihr Ende in der Müllverbrennungsanlage finden.

Anna war traurig und wütend. Sie weinte. „Könnte der Torfkopf nicht besser aufpassen? Wofür hast Du denn extra den Zettel dran geklebt? Man sollte sich echt beschweren.“ Nach einem Moment Pause sagte sie „Mama, Du fragst ja die Tage mal Deine Kollegin? Bitte!“
AnnasMama
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Re: Anna

Beitrag von AnnasMama »

Anna war den ganzen Samstag über grummelig und hatte schlechte Laune. Sie war echt sauer, dass der Müllmann den Altkleidersack hat im Sperrmüll verschwinden lassen. Insgeheim hatte sie wohl doch gehofft, dass ihre – wenn auch kaputte – Latzjeans aussortiert worden wäre oder zumindest im Reißwolf geschreddert worden wäre um neue Klamotten daraus zu machen. Besser als sinnlos verbrannt zu werden, dachte sie. Ich hatte an dem Tag meine Latzjeans und den Adidas Pulli extra nicht angezogen, wollte Anna ja schließlich nicht noch mehr traurig machen.

Montags drauf zog ich allerdings dann doch nochmal meine Latzjeans und den Adidas Pulli zur Arbeit an – schließlich sollte ich ja meine Kollegin nach dem Verbleib ihrer Latzjeans fragen und ich hoffte, dass es mir leichter fiel, wenn ich meine dabei an hätte. Vielleicht spricht sie mich ja wieder drauf an, dann haben wir einen besseren Einstieg ins Gespräch, dachte ich. Und da ich schon lange keine Latzhosen in normalen Geschäften mehr gesehen hatte, nahm ich mir vor, nach der Arbeit mal durch die Second Hand Shops der Stadt zu stöbern um zu schauen, ob ich Anna nicht doch eine kleine Freude machen könnte.

Anna zog ihre normale Jeans zur Schule an, dazu den roten Adidas Kapuzenpulli, den sie von Marie zur Latzjeans dazu geschenkt bekommen hatte. „Der Pulli sieht total cool aus, Anna!“ sagte ich und wollte sie damit ein wenig trösten. „Ja, der ist auch voll bequem! Und toll passen tut der auch!“ „Und mir gefällt der auch!“, sagte ich „Den hätte ich in Deinem Alter auch gerne getragen!“ Damals waren mir die Adidas Kapuzenpullis viel zu teuer, da hatte ich nur Geld für die von Fruit of the Loom – aber die waren genauso gut. Als ich mir die von Adidas hätte leisten können, gab’s die nicht mehr in der Art wie Anna ihn jetzt hatte. Wieder gut gelaunt zog Anna los und sie ermahnte mich noch mal: „Du denkst ja drann, Deine Kollegin zu fragen?“ „Ja, sicher, Anna! Mach ich! Bestimmt!“

Auf der Arbeit angekommen lief mir natürlich prompt als erstes meine Kollegin über den Weg. „Ich war am Wochenende bei meiner Mama“ sagte sie. „Hab‘ ihr von Dir erzählt!“ grinste sie. „Da kam Mama sofort ins Schwärmen, wie toll doch Latzhosen sind und waren, und sie sich immer gefreut hatte, wenn ich meine samstags angezogen hatte und dass sie immer ganz ärgerlich war, wenn ich rumzickte und meine Latzjeans nicht anziehen wollte. Später ging die Latzjeans noch an meine Cousine, und Mama war ganz stolz, dass sie die viel öfter und viel lieber getragen hat als ich. Und wo sie das so sagte, konnte ich mich auch wieder dran erinnern, dass meine Cousine sie ein paar Mal an hatte, wenn sie bei uns zu Besuch war. Mir war nur nie bewusst, dass es meine war, die sie trug. War mir auch völlig egal, interessierte mich nicht, wo sie die her hatte. Liegen ja auch ein paar Jahre zwischen mir und ihr – hatte mich nur gewundert, dass sie noch Latzhosen trug, als die auch schon lange out waren!“

„Meine Sachen hat früher nie jemand bekommen!“ sagte ich traurig. „Wann hast Du denn Deine Cousine das letzte Mal in der Latzjeans gesehen?“ „Ach, das ist schon viele Jahre her – sie waren gerade umgezogen und sie durfte die Hose zum Anstreichen ihres Zimmers anziehen. Total zerschlissen, an den Knien durchgerutscht und überall weiße Farbsprenkel - wenn Mama mir jetzt nicht gesagt hätte, dass sie meine Latzjeans geerbt hätte, hätte ich die auch nicht mehr erkannt. Die muss wohl kurz darauf auch im Müll gelandet sein, jedenfalls habe ich sie danach nicht mehr bei ihr gesehen. Kann mir nicht vorstellen, dass meine Tante da was anderes mit gemacht hätte. Wäre mir allerdings auch völlig schnuppe. Ich konnte das Teil damals schon nicht leiden, bei meiner Cousine sah sie zwar niedlich aus, aber so gefreut wie Mama hab‘ ich mich längst nicht. Mama hat auch nie was gesagt!“

Dumm gelaufen, dachte ich – die wird dann in der Tat auch schon lange weg sein. Vielleicht werde ich ja später in den Second Hand Shops noch fündig – dachte ich. Drei Läden gibt’s in der Stadt, zwei Kleine, speziell für Kids & Teens, und einen großen – der sieht mir aber eher nach professioneller Altkleiderverwertung aus. Gerne kaufe ich da nicht, da muffelt es immer sehr stark und die Klamotten sind oftmals auch nur noch B-Ware. Dafür dort zum günstigen Kilo-Preis. Da sind mir die beiden kleineren Läden durchaus sympathischer. Die kaufen nur von Privat.

Ich war am ersten Laden angekommen, schaute mir das Schaufenster an und ging hinein. „Guten Tag!“ sagte ich und fragte direkt die Verkäuferin im Laden, die wohl die Besitzerin zu sein schien. „Ich such‘ ‘ne Latzjeans für meine Tochter. Größe Kindergröße oder kleine Erwachsenengröße. Haben Sie so was?“ Die Dame schaute mich an, musterte meine Latzjeans von oben bis unten und sagte: „So eine, wie Sie die an haben?“ „Ja, so in etwa. Muss nicht dieselbe sein! Aber so in der Art!“ „Tut mir leid“ sagte die Dame. „Latzhosen in der Größe, wie Sie die haben möchten, hab‘ ich schon seit Jahren nicht mehr gehabt. Kein Angebot, und erst recht keine Nachfrage. Selbst für die ganz kleinen habe ich schon lange keine mehr rein bekommen. Und ehrlich gesagt: Die zieht doch heute niemand mehr an! Sagen Sie bloß, Ihre Tochter trägt so was noch?“

„Ja,“ sagte ich „sie hat letztens eine von ihrer Freundin geschenkt bekommen aber die war ihr schnell zu eng und ist dann kaputt gegangen. Sie hat sie geliebt, sage ich Ihnen!“ „Versuchen Sie es mal bei Kids & Teens, die haben größere Auswahl in großen Größen als ich! Oder bei Usedtex Family – die haben wirklich alles für die ganze Familie. Was es da nicht gibt, gibt’s hier sonst nirgendwo! Die sind zwar von der Qualität of nur B-Ware, dafür haben die aber auch exotisches!“

Ich zog weiter nach Kids & Teens und fragte dort nach. „Sind die Latzhosen, die wir letzte Woche angenommen hatten, noch da?“ fragte die Frau hinter der Theke ihre Kollegin. „Du meinst die drei Latzhosen, die in dem Riesenberg Kinderkleidung letzte Woche dazwischen waren? Da war doch kaum was Brauchbares bei, bei dem Paket. Das meiste ging gar mehr für den Laden und ist gleich weiter ins Recycling. Warte, ich schau mal nach, ob die hier noch irgendwo in den Müllsäcken sind. War Usedtex letzten Donnerstag eigentlich gekommen und hat die ollen Sachen abgeholt? Weil hier hinten sehe ich nur noch zwei Säcke und die sind alle von heute Morgen! Oder stehen die draußen?“

Mein Herz pochte. „Was waren das denn für Latzhosen?“ fragte ich neugierig. „Nix besonderes, alt, verwaschen, nicht mehr schön. Hab‘ ich gleich in die Müllsäcke gepackt für’s Recycling bei Usedtex. Die kaufen uns Gott sei Dank die Sachen, die wir hier nicht verkauft kriegen für ganz kleines Geld noch ab. Drei Stück waren das, eine blaue als Jeans, eine anthrazitfarbene als Cord und eine dunkelbraune in Leder. Ob echtes Leder weiß ich nicht, kann auch Kunstleder gewesen sein. Müsste große Kindergröße gewesen sein, hab‘ aber nicht nachgeschaut. Hätte auch nicht damit gerechnet, dass sich da noch jemand für interessiert! Ich hätte die meinen Kindern jedenfalls nicht mehr angezogen!“

„Nee, die Säcke draußen sind schon weg – dann ist Usedtex doch noch am Donnerstag gekommen! Waren Sie schon mal bei Usedtex? Das ist ja ein Riesenladen – vielleicht haben Sie ja Glück. Normalerwiese kommt bei denen erst mal alles für zwei Monate zum Kilopreis in den Laden. Erst was danach nicht wegkommt, geht in den Schredder. Nur was gar nichts mehr ist, wird direkt zerfetzt! Viel Erfolg bei der Suche!“

Ne Latzjeans aus Leder – so was gibt es, dachte ich. Vielleicht habe ich ja wirklich bei Usedtex Familiy Glück und die Sachen sind noch da...
AnnasMama
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Re: Anna

Beitrag von AnnasMama »

Usedtex Family ist schon ein komischer Laden – eine große, alte Fabrikhalle etwas außerhalb der Stadt. Aber zum Glück gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Second Hand Shop ist für den Laden übrigens maßlos untertrieben – eigentlich ist das ein riesiges, professionelles Textilrecyclingunternehmen. So ähnlich wie das, wo die Mutter von Annas Schulkollegin öfters mal aushilft und halt mit Publikumsverkehr. Der Geruch nach Keller und feucht gewordener Wäsche hat mich bislang immer abgehalten, dort zu kaufen. Aber die beiden Verkäuferinnen bei Kids & Teens hatten mich neugierig gemacht – vor allem auf die Lederlatzhose. Vielleicht habe ich ja Glück und finde die Nadel im Heuhaufen – Usedtex ist da wirklich groß!

Die Philosophie von denen ist ganz einfach: 4 Qualitäten – 3 Kilo-Preise. A Ware hängt im vorderen, gut gepflegten Verkaufsraum ordentlich aufgehängt auf Bügeln oder in Wäschefächern. Hier kommen wirklich nur gute Sachen hin. Was da hängt, hängt dort für 3 Monate und wandert dann weiter in den B-Bereich.

Der B-Bereich ist zwar noch vom Boden gefliest, aber die Sachen befinden sich nur noch in großen Metallkörben von etwa 1 cm³ Inhalt. Hier kommt alles rein, was nach Ablauf eines Monats noch für gut empfunden wird, dass es nach Osteuropa oder Afrika verkauft werden kann. Nach einem Monat werden die Sachen dort zu Ballen gepresst und weiterverkauft. An jedem der Körbe hängt ein Schild, wann es so weit ist. Die Kunden werden gehalten, die Sachen auch wieder in die Körbe zurückzuwerfen, aus denen sie entnommen wurden. Die meisten halten sich dran, zumal die Angestellten dort auch sehr drauf achten. Im B-Bereich ist auch meistens nicht viel los – was hier landet, zieht bei uns kaum noch jemand an.

Der C-Bereich ist dann nur noch nackter Betonboden. Hier findet man alles auf sechs großen Haufen mit Klamotten, die demnächst im Reißwolf verschwinden. Über jedem Haufen der Wochentag, wann die Sachen dort gelandet sind. So brauchte ich nur auf den Donnertags- und Freitagspacken zu schauen. Eine Sisyphusarbeit, sich hier durchwühlen zu müssen. Der Haufen vom letzten Montag wurde zunehmend kleiner, zwei Frauen sortierten noch Sweatshirts und Unterhemden für Putzlappen raus und fütterten zwischendurch das Transportband zum Schredder mit frischer Ware.

Last but not least gab’s noch den D-Bereich, der war aber nicht öffentlich zugänglich. Was dort landete, ging sofort in den Schredder oder war Müll. Nach den Latzhose zu fragen brauchte ich nicht, bei so vielen Klamotten hat da niemand die Übersicht. Also machte ich mich selbst auf die Suche.
Thorsty
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Re: Anna

Beitrag von Thorsty »

Hallo AnnasMama,

dein Bericht ist richtig spannend, in diesen Sortierbetrieb würde ich auch gerne mal reinschauen...

LG Thorsty
AnnasMama
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Re: Anna

Beitrag von AnnasMama »

Thorsty hat geschrieben:Hallo AnnasMama,

dein Bericht ist richtig spannend, in diesen Sortierbetrieb würde ich auch gerne mal reinschauen...

LG Thorsty
Hallo Thorsty,
schön, dass Dir gefällt was ich schreibe. Gab' in letzter Zeit recht wenig Kommentare, so dass ich mich manchmal gefragt habe, ob ich Euch nicht vielleicht langweile mir dem was ich schreibe... ;)

Hast Du Dich denn schon an den Umfragen beteiligt :?:

Liebe Grüße von
AnnasMama
Phönixer
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Re: Anna

Beitrag von Phönixer »

Hallo,

nicht immer schreibe ich etwas, obwohl mir der Beitrag gefällt, so wie hier deine Geschichte. Da ich aber auch selbst gerne eine Antwort auf meine Beiträge erhalte hier mein Wunsch: Weiter so, bin mal gespannt. Ich liebe Latzhosen, besonders als Jeans und wenn möglich sehr eng. Nur mit dieser als einzigem Kleidungsstück überaus ansprechend angezogen, einfach sexy !
Und Lack und Latex gefällt mir auch. Latzhosen daraus sind dann das Pünktchen auf dem i.

Und in einm Lager wie beschrieben mal einen ganzen Tag rumsuchen, das würde mir sehr gefallen.

LG Phönixer
Umweltrettung
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Re: Anna

Beitrag von Umweltrettung »

@AnnasMama: So geht mir das auch immer wieder. auf meine Beträge antwortet fast gar keiner und da vergeht einem so ziemlich die Lust.

Und warum dann auch bei anderen was schreiben?
AnnasMama
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Re: Anna

Beitrag von AnnasMama »

Freut mich, dass Euch beiden gefällt, was ich so schreibe. Viele hier lesen fleißig mit, aber die wenigsten kommentieren hier in diesem Bereich, da ist Müll, Plattmacher usw. wohl interessanter. Habt Ihr beiden Euch denn schön an meinen beiden letzten Umfragen beteiligt? Die Beteiligung dort ist's nämlich auch mehr als mau :(
AnnasMama
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Re: Anna

Beitrag von AnnasMama »

Aber wo anfangen? Der Geruch im B-Bereich war ziemlich intensiv. Ich kramte in den Körben, die seit letzten Donnerstag hinzugekommen waren. Im A-Bereich brauchte ich gar nicht zu schauen, wenn die Latzhosen hier noch irgendwo sein sollten, dann entweder hier oder auf den Packen im C-Bereich. Wobei je nach Zustand könnte auch schon alles zu spät sein und die Dinger sind schon am Freitag geschreddert worden. Ich hatte Zeit und war guter Dinge. Und wenn ich nicht alle drei finden werde, so wenigstens eine oder zwei. Als ich bei Kids & Teens rausging, sagte mir die Verkäuferin noch „Hätte ich gewusst, dass Sie sich für die Latzhosen interessieren, hätte ich sie gerne verwahrt. Aber Chefin meinte, die kauft eh keiner mehr – also weg damit. Waren getragen, aber nicht kaputt. Ich fand’s eigentlich auch schade, aber so was trägt ja heute niemand mehr!“

Im B-Bereich war es sehr ruhig heute, nur wenige Kunden und so wühlte ich mich durch die riesengroßen Körbe. An die Sachen, die ganz unten lagen, kam ich kaum ran. Ruhig und gelassen nahm ich mir einen Korb nach dem anderen vor. Wenigstens waren im B-Bereich die Sachen grob vorsortiert – Hosen, Pullis, Jacken alles zum Glück einigermaßen getrennt. Aber was für eine Menge Zeugs. 20 Tonnen Altkleider kommen hier täglich neu hinzu – aus Straßensammlungen, Containern, Reste aus Second Hand Shops und für ganz kleines Geld auch direkt von privat. Da hat niemand mehr einen Überblick, was wo gelandet sein könnte. Da zählt nur Glück!

Und das hatte ich bislang nicht – in den Hosenbehältern, durch die ich mich durchgekramt hatte, was alles – nur keine Latzhosen. Keine Jeanslatz, keine Cordlatz, keine Lederlatz. Aber zwei Behälter hatte ich noch vor mir – und den ganzen C-Bereich von Donnertag und Freitag. Langsam wurde die Zeit knapp – noch zwei Stunden, dann ist hier für heute Feierabend. Normalerweise machen die um 18:00 Uhr zu – an manchen Tagen ist aber auch bis 20:00 Uhr offen. Ich suchte weiter – und hatte kurze Zeit später meinen ersten Erfolg – wie man’s nimmt – jedenfalls fischte ich aus dem Behälter in blaue Latzjeans raus. Ein kurzer Blick auf das Größenschildchen verhieß nichts Gutes: Die hier ist höchstens was für Kita-Kids, aber nichts für Anna. Also wieder zurück damit und weiterkramen. Aber im B-Bereich fand ich nichts, so sehr ich auch suchte.

Also weiter nach C. Hier war es nicht nur ungemütlich, sondern auch richtig kalt. Ein riesiger Haufen Altkleider lag vor mir und wollte durchkramst werden. Obwohl die Sachen hier primär auf den Reißwolf warteten, war es doch gute Sitte, sich die Schuhe auszuziehen, bevor man sich auf allen Vieren durch die Haufen wühlte. Pro Tag enden hier gute 10 Tonnen Lumpen im Schredder, macht also in Summe gut den Rauminhalt eines 40-Tonner-LKWs. Mit mir suchten noch zwei weitere Frauen in meinem Alter durch die Klamotten. Auch hier ist die Regel, dass man sich abstimmt und jeder für den anderen mitschaut. Die eine Frau suchte nach billigen Sportsachen für eine Projektinitiative – sie hatte eine Patenschaft mit Grundschulkindern in einem sozialen Brennpunkt und die andere nach Ledersachen. So sagte ich den beiden natürlich auch, wonach ich suchte! „Na klar, die Leder-Latzhose kannst‘e gerne haben!“ meinte sie freundlich zu mir. „Die kann ich nicht brauchen!“

Jeder im Laden bekommt am Eingang entweder einen Waschkorb oder für die, die mehr kaufen wollen, einen großen Einkaufswagen. Da ich gezielt nur nach den drei Hosen schauen wollte, hatte ich nur den Korb mitgenommen. Die anderen beiden Frauen hatten ihre Einkaufswagen schon gut gefüllt. Ich hoffte, bald fündig zu werden. Normalerweise wird das ankommende Zeugs an dem Tags sortiert, an dem es auch ankommt. Im schlimmsten Fall einen Tag später. Wenn die Latzhosen also hier gelandet sein sollten, dann auf dem Donnerstags- oder eher wahrscheinlich auf dem Freitagspacken. Die beiden Frauen durchwühlten schwerpunktmäßig die Montags- und Dienstagsware, während im Hintergrund der Schredder das vernichtete, was auf dem Förderband transportiert wurde.

Ich machte mich an die Arbeit und ging systematisch vor, also mit dem Donnerstagspacken, da die Verkäuferin in Kids & Teens sagte, dass UsedTex am Donnerstag die Sachen abgeholt hätte. Nebenbei achtete ich immer mit einem Auge darauf, was neu reinkam und direkt auf dem Förderband für den Schredder landete. „Guck mal auf‘s Band!“ rief die Frau, die nach den Ledersachen suchte, mir zu. Ich schaute und kam aus dem Staunen nicht mehr raus. Auf dem Band lag doch tatsächlich die Leder-Latzhose! Schnell griff ich nach ihr und musterte sie von oben bis unten. Eigentlich sah sie noch ganz brauchbar aus, und in der Tat, echtes Leder war das nicht. An den Knöcheln war das Kunstleder etwas stark verkratzt, das hatte wohl den Ausschlag gegeben, das Teil schreddern zu lassen. Da sie aber sonst noch top aussah, an den Knien und am Po nicht verkratzt war und sonst auch noch in Ordnung war, kam das Teil in meinen Waschkorb.

Was mich nur etwas stutzig machte war die Tatsache, dass sie jetzt gerade erst frisch auf dem Band gelandet war. „Mach Dir keine Sorgen, Leder sortieren die ziemlich langsam. Da fällt nicht so viel an! Das landet nicht immer auf dem Packen, wann es gekommen ist!“ Auch wenn ich jetzt schon fündig geworden war, suchte ich weiter nach der Jeans- und nach der Cordlatzhose. Wenn die dieselbe Größe haben, sind die für Anna genau richtig. Mir wären sie ein, zwei Nummern zu klein – sonst hätte ich die Kunstleder-Latzjeans geradezu mal selbst anprobiert. Kunstleder ist zwar wirklich nicht mein Ding, aber bei dem geilen Teil wäre ich echt mal neugierig, wie sich das angezogen anfühlt. Naja, Anna wird berichten!

Kurze Zeit später wurde ich erneut fündig, erst fischte ich die anthrazitfarbene Cordlatzhose aus dem Freitagshaufen und direkt in der Nähe lag auch die blaue Latzjeans. Beide die gleiche Größe wie zuvor das Kunstlederexemplar und beide auch von Rocky – meiner Lieblingsmarke von H&M, die es schon seit ein paar Jahren leider nicht mehr neu zu kaufen gibt. Die Cordlatz war nur an den Beinen etwas ausgefranzt, nicht dramatisch und die Latzjeans war völlig verwaschen, aber sonst erstaunlich gut in Schuss. Keine Knöpfe fehlten, die Schnallen waren auch dran und noch nicht mal verbogen. Da hatte ich ja nochmal Glück gehabt, dachte ich, zog meine Schuhe wieder an und machte mich kurz vor Ladenschluss mit dem Korb und den Latzhosen auf den Weg zur Kasse. „Die dürften Ihnen aber nicht passen!“ mahnte die Kassiererin und musterte dabei auffällig meine Latzjeans, die sie – weil ich meinen Anorak offen gemacht hatte – gut sehen konnte. „Sind auch nicht für mich, sind für meine Tochter!“ sagte ich freudestrahlend. „Was die Leute hier alles rausschleppen und ihren Kids zumuten wollen“ dachte die Kassiererin und schüttelte mit dem Kopf. „Wenn Sie meinen und Ihre Tochter so was noch anzieht, ist’s mir egal. Meine jedenfalls zieht so was schon lange nicht mehr an! Umtausch ist natürlich ausgeschlossen!“ „Weiß ich!“ grinste ich und freute mich Anna heute Abend überraschen zu können.
Thorsty
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Re: Anna

Beitrag von Thorsty »

Nette Fortsetzung, mit Happy End :D Obwohl, happy soll Anna ja erst noch werden...

LG Thorsty
AnnasMama
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Re: Anna

Beitrag von AnnasMama »

Thorsty hat geschrieben:Nette Fortsetzung, mit Happy End :D Obwohl, happy soll Anna ja erst noch werden...

LG Thorsty
Danke für's Feedback, Torsty :-) Ich werde berichten...
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boehsetante
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Re: Anna

Beitrag von boehsetante »

Hallo Annas Mama,
vielen lieben Dank für diese tolle Geschichte.
Ich habe sie fasziniert gelesen und kann mir das ein wenig vorstellen. Nicht so wie Du es beschrieben hast, aber die Sortierung und die Stapel und Körbe kamen mir bekannt vor.
Vor vielen Jahren bin ich mal durch Zufall an einen Sortierbetrieb geraten. Von außen kaum zu erkennen, nur ein Container vor der Türe. Die Declarierung war ein Name mit Im und Export.
Ich habe dann einmal dort angeklopf meine Suche nach Nylon Jacken genannt und gefragt ob ich bei denen kaufen könnte.
Zuerst wollte man mich abwimmeln, aber da ich sehr hartnäckig war gewährte man mir dann Einlaß. Ich durfte durch die Fabrikhalle und überall schauen. Sehr schnell hatte ich einen ganzen Stapel Jacken zusammen.
Für den ganzen Sack habe ich damals 12 DM bezahlt. Ich fragte, ob ich wiederkommen dürfte. Man gab mir eine Telefon Nummer, ich sollte vorher anrufen. Dann wüsste man, wann der Chef nicht im Hause sei. Dieser würde das nicht gestatten. Leider ging nach meinem zweiten Besuch die Firma in die Insolvenz.
Das waren geile Zeiten
Einen schönen Gruß von der boehsentante
Schönen Gruss von der boehsentante
(Ich bin nicht böhse, auch nicht bächtig möse :-)
AnnasMama
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Re: Anna

Beitrag von AnnasMama »

Ich zahlte, ging raus und musste an der Haltestelle noch einige Zeit warten bis der Bus kam. Es war kalt, und ich war froh meinen inzwischen auch in die Jahre gekommenen rot/beige/blauen C&A Ski-Anorak an hatte. Der hatte inzwischen auch schon viele Winter hinter sich, war aber immer noch ok für Alltags. Eines der wenigen Teile die ich aus der Schulzeit über das Studium hinweg retten konnte. Mama hatte ihn oft genug zum Entsorgen in den Fingern, aber ich hab‘ ihn schließlich immer wieder retten können. Mama hatte keine Chance ‚ und gab irgendwann resigniert auf. Weiß gar nicht mehr, wo Mama den her hatte, neu war der damals jedenfalls nicht. Aber egal, alt und inzwischen auch etwas enger, aber trotzdem mein Lieblingsanorak. Anna lächelte immer, wenn ich ihn anzog, grinste und konnte nicht verstehen, warum ich ausgerechnet diesen so mag.

Während ich so wartete, gingen mir tausend Gedanken durch den Kopf. Hatte ich doch heute zum ersten Mal bei UsedTex für Anna Klamotten gekauft. Altkleider der Kategorie C und D, Sachen, die niemand anders mehr wollte und die wahrscheinlich kurze Zeit später ohne dass ihnen jemand besondere Beachtung geschenkt hätte für immer im Reißwolf verschwunden wären. Kleingeschreddert mit Haut und Haar, mit Metallknöpfen und Klammern zum Schließen der Träger. Und ich war diejenige, die sie davor bewahrt hat – die einen halben Tag damit zugebracht hat, die Nadeln im Heuhaufen zu finden. Wie bescheuert bist Du eigentlich? Vermutlich hatte die Kassiererin doch Recht, als sie mich komisch ansah. Was mute ich meiner Anna damit eigentlich zu? Mit Sachen, die andere weggeschmissen haben, will ich meiner Kleinen ‘ne Freude machen. Und das alles nur, weil sie die Latzjeans von Marie so abgöttisch geliebt hat und weil sie mehr als eine Träne um ihre zerschlissene Kunstlederhose weinte, die im Müll gelandet war.

Was sie wohl denken mag? Wenigstens wusste ich so einigermaßen, wo die Sachen her kamen – das beruhigte mich etwas. Wer bei Kids & Teens Klamotten abgibt, erwartet eigentlich, dass die Sachen nochmal dort verkauft werden und nicht, dass sie einfach an UsedTex Family weiterverkauft werden. Bei Kids & Teens machen die es sich etwas einfach, wenn derjenige, der die Sachen dort abgibt doch mal nachfragen sollte, warum diese später nicht im Ladengeschäft aufzufinden sind, bekommt er zur Antwort: „Haben wir halt sofort verkauft bekommen!“ Nicht gelogen, aber trotzdem etwas heuchlerisch, denn dass diese bei UsedTex Family zum Schreddern landen oder als B-Ware in den Export gehen, wird natürlich nicht verraten.

Insofern war ich froh und belog mich selber, dass ich eigentlich Second Hand Ware aus dem Shop gekauft hätte und nicht typischerweise Klamotten aus der Lumpensammlung, wo diejenigen Anziehsachen in Säcke stopfen, bei denen sie genau wissen, dass sie für den heimischen Markt nicht mehr zu verwerten sind. Ob Anna das genauso sieht wie ich? Vielleicht sollte ich ihr nicht direkt verraten, dass die Latzhosen von UsedTex Family sind. Einfach wie immer „Guck mal, ich hab‘ Dir was mitgebracht…“ Hat ja oft genug funktioniert – gebrauchtes war Anna ja gewohnt – hatte sie ja schließlich schon öfters bekommen, nicht nur von Marie sondern auch von mir. Hatte sie bislang zum Glück nie ein Problem mit.

Ich fragte mich, was war das für eine Mama, die die Sachen bei Kids & Teens abgegeben hatte. Die Sachen müssen jedenfalls schon ziemlich alt sein, vermutlich auch nicht nur von einem Kind getragen. Rocky Latzhosen hatte ich schon jahrelang nicht mehr bei H&M gesehen. Aber so wie sie aussahen, wurden sie zumindest von den Kindern, die sie getragen hatten, geliebt und haben nicht nur im Schrank gelegen. Ich liebte solche Kleidungsstücke, denen man ihr „Leben“ ansehen konnte, die „Geschichten erzählen“ könnten und nicht nur gelangweilt im Schrank gelegen hatten. Diese hier könnten Geschichten erzählen, viele, viele Geschichten und ich war gespannt, was Anna sagen würde.
Umweltrettung
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Re: Anna

Beitrag von Umweltrettung »

ich bin mal gespannt, ob es auch mal ein paar schönen Sneakerschuhen von Anna an den Kragen geht :D
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boehsetante
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Re: Anna

Beitrag von boehsetante »

Hallo,
nochmals vielen Dank für diese schöne Geschichte.
Ich lese sie unheimlich gerne und freu mich auf jede noch so kleine Fortsetzung.
Was mich interessieren würde, was aus dem C&A Anorak geworden ist.
Gruss die boehsetante
Schönen Gruss von der boehsentante
(Ich bin nicht böhse, auch nicht bächtig möse :-)
AnnasMama
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Re: Anna

Beitrag von AnnasMama »

Als ich die Wohnungstür aufschloss, wartete Anna schon sehnsüchtig auf mich. Es war spät geworden, später als Anna mich erwartet hatte. Vorwurfsvoll sah Anna mich an und fragte: „Wo warst Du denn so lange, Mama?“ „Ich war shoppen“ sagte ich ganz entspannt, während ich meinen alten Ski-Anorak auszog und über den Garderobenhaken warf. „Sag bloß, Du bist wieder den ganzen Tag lang in Deiner Latzjeans unterwegs gewesen? Was hat Deine Kollegin gesagt?“ wollte Anna jetzt sofort wissen. „Na klar, hatte ich doch heute Morgen extra angezogen. Viel erzählt hat die Kollegin nicht – ihre Latzjeans ist irgendwann an weiter an ihre Cousine, gerne getragen hätte sie ihre nicht. Sie war froh, als sie endlich weg war. Ihre Cousine hat die dann aufgetragen bis sie reif für den Müll war.“

„Wie ist die denn drauf – die hat ja überhaupt keine Ahnung! Blöde Kuh!“ lästerte Anna und fing an zu lachen. „Wo warst’e denn schoppen, Mama? Und hast’e mir was mitgebracht?“ „Hab ich“ grinste ich zurück und gab Anna meinen Rucksack in die Hände. Mach auf, schau rein …“ Anna riss den Rucksack auf, machte auf einmal ganz große Augen und rief „Wie geil ist das denn, Mama? Wo hast Du die denn aufgetrieben? Die sind ja hammermäßig!“ Anna hielt eine Latzhose nach der anderen an sich herunter und freute sich sichtlich ein Loch in den Bauch.

„Ich hatte eine Runde durch die Second-Hand-Shops gemacht“, sagte ich wahrheitsgemäß. „Die Latzhosen hatte letzte Woche ‘ne Mami bei Kids&Teens abgegeben!“ Dass sie von dort aus nach Usedtex Family gegangen waren und um ein Haar im Reißwolf geschreddert worden wären, verschwieg ich geflissentlich. „Echt cool – die Mami würd‘ ich gern‘ mal kennenlernen und sie ganz lieb knuddeln dafür, dass sie die dort abgegeben hat! Bei Dir waren die bestimmt nicht dort gelandet, oder?“ „Wie gefallen sie Dir?“ fragte ich neugierig, und hoffte innigst, Annas Geschmack getroffen zu haben.

„Geil – echt geil, Mama. Und dann gleich drei auf einmal! Die braune hier aus Leder hier, die gefällt mir am besten! Die blaue Latzjeans ist auch total kultig, richtig schön verwaschen, fast so wie die von Marie und Cord hatte ich auch schon lange nicht mehr. Mama, Du bist die Beste! Ich hab‘ Dich lieb!“ lächelte Anna, und der Ärger, den wir beiden wegen der schwarzen Kunstlederjeans, die ja bekanntlich im Müll gelandet war, war nun endgültig verflogen. „Darf ich die mal anprobieren?“ fragte Anna ganz vorsichtig. „Na klar, dafür hab‘ ich sie Dir ja mitgebracht. Müssten übrigens gut passen, sind zwei Nummern größer als die von Marie! Hatte ich echt Glück, was Passendes in Deiner Größe zu finden!“

Mit zitterigen Fingern griff Anna zuerst nach der braunen Kunstleder-Latzjeans und musterte sie, bevor sie die Trägerchen aushakte und die seitlichen Knöpfe losmachte. Sie schaute sich die Hose ganz genau an, stellte die ein oder andere Macke fest, von der sie etliche hatte, sagte aber erst mal nichts. Sie fühlte über das Leder, strich mit der Hand darüber, zog dann ihre Jeans aus und stieg vorsichtig in die Latzhose. Zuerst mit dem linken Fuß ins linke Hosenbein und dann mit dem rechten nach. Sie fasste an die seitlichen Knöpfe und zog die Latzjeans hoch, so wie sich es auch bei Maries Latzhose immer gemacht hatte. Dabei schaute sie mich an und grinste.

„Wow, die ist ja noch geiler, als meine alte, schwarze Kunstlederjeans, die jetzt m Müll ist“ rief sie, während sie die seitlichen Knöpfe schloss und nach den Trägerchen griff. Mit der rechten Hand griff sie eine der beiden Träger, während sie mit der anderen Hand gekonnt den Latz nach oben festhielt. Noch etwas locker eingestellt, hakte sie erst den rechten, dann den linken Träger in die Knöpfe am Latz ein. Sie hockte sich einmal nieder und stand dann wieder auf und sagte: „Prima, bisschen schlabberig noch, aber dafür passt sie dann hoffentlich auch noch im nächsten Winter. Von der Länge her ist sie auch ok, selbst wenn ich noch ein paar Zentimeter wachsen sollte, ist noch etwas Platz und ich habe nicht gleich wieder Hochwasser!“ Dabei zog sie die Latzhose an den Trägern noch gute 5 cm hoch und lies sie dann wieder runter. Sie begutachtete sich vorm Spiegel und rieb sich mit den Händen über die Oberschenkel. „Richtig geiles Gefühl, Mama! Zwar kein echtes Leder, aber einfach spitze! Solltest Du auch mal anprobieren“ sagte sie, wohlwissend, dass sie mir nicht passen würde.

„Mir dürften Deine ja wohl zu eng sein, Anna! Außerdem sind die doch für Dich, mein Schatz. Ich hätte halt Deine alte Lederjeans nicht wegschmeißen dürfen, jedenfalls nicht ohne Dein Einverständnis. Und ich freu mich, dass ich Glück hatte, diese hier für Dich zu finden. Und wenn ich mir die Hosen so betrachte, viel schlimmer sah Deine Lederjeans auch nicht aus.“ „Stimmt, Mama“ sagte Anna „die ist echt auch schon reichlich vermackt. Ist aber nicht schlimm, ich mag’s auch so. Anna klipste die Träger noch mal aus und machte sie die Schnallen nach und nach etwas enger. „So passt sie etwas besser“ meinte sie „und sie ist definitiv nicht zu eng eingestellt!“

„Stimmt“ bestätigte ich. „Die passt Dir richtig gut – und ein bissel Platz für’s nächste Jahr ist auch noch vorhanden. Dann hast Du wenigsten was langer was davon!“ sagte ich zufrieden. Anna knuddelte mich liebevoll einmal von oben nach unten komplett durch und ich streichelte dabei den Rückenlatz ihrer Lederhose. Dann begutachtete noch die anderen beiden Latzhosen „Die sind auch total klasse, Mama. Beide so richtig schön verwaschen. Gefallen mir.“ „Willst‘e die auch gleich mal anprobieren oder soll ich sie erst mal mit durchwaschen?“
AnnasMama
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Re: Anna

Beitrag von AnnasMama »

„Nee, Mama, gib direkt mal her! Die sehen doch so aus, als wären sie gerade frisch gewaschen gewesen!“ Ich sah Annas Augen leuchten. In all den Jahren hatte ich Anna zwar zwischendurch immer mal wieder was mitgebracht, aber heute war Geburtstag, Weihnachten und was man sich sonst noch so alles vorstellen könnte gleich auf einmal. Sie freute sich, wie schon lange nicht mehr. Vielleicht ein wenig so wie damals, als sie die schwarze Kunstlederjeans von Marie mitgebracht hatte, die ich später ohne ihr Wissen im Müll entsorgt hatte. Aber damals war die Freudenspenderin halt Marie und nicht ich.

„ Dann zeig mal die Jeans!“ und schon hatte sie die in den Fingern und faltete sie langsam und bedächtig auseinander. „Wow, hat die ‘ne coole Waschung! Hoffentlich ist die wirklich noch nirgends durch!“ meinte Anna etwas beängstigt. Dann ließ sie – sie hatte die Lederlatzjeans ja noch an – die Hose langsam an sich herunter und stellte fest „Dürfte die gleiche Größe sein, sollte passen!“ Doch bevor sie die Hose anzog musterte sie die genau und meinte: „Auch ‘ne Rocky, aber völlig anders als die von Marie!“ und zählte langsam die Unterschiede auf: „Die hier hat silberne Knöpfe, zwar ‘ne Hammerschlaufe, aber keine Zollstocktasche, dafür ‘nen Reißverschluss“, den sie langsam und vorsichtig öffnete. Sie griff in die Latztasche und zum Vorschein kam ein kleines Zettelchen, das aber sofort ohne dass ich etwas erkennen konnte, in der rechten Hosentasche der Latzlederhose verschwand.

Anna grinste nur die ganze Zeit. „Die ist ja wirklich reinlich verwaschen, die muss es gut gehabt haben in ihrem vorigen Leben“ meinte Anna zufrieden. „Tja, und ein paar dünne Stellen und eine kleine Macke am Beinabschluss hat sie wohl auch schon. Ich denke, die lass ich für gut, damit sie nicht direkt durch ist…“ „Ja, nee, iss klar – für gut, die verschlissenste von den Dreien, und die ausgerechnet für gut!“ „Nee, so war das ja auch nicht gemeint – halt für draußen, für Freizeit, da wo nichts passieren kann, jedenfalls nicht für zu Hause oder Spielplatz oder Garten, wo sie ruck zuck kaputt ist. Die werde ich noch ein bissel pflegen.“

„Zeig mal erst die Cord Latz, bevor ich die blaue Latzjeans anziehe“ sagte Anna und zupfte an ihren Trägerchen, wodurch man das Kunstleder deutlich knistern und rascheln hören konnte. Das altbekannte Geräusch halt. „Geil“ rief Anna als sie mit der Hand über das Cord strich. „Hatte ich auch lange nicht mehr, hatte ich überhaupt mal ‘ne Cordhose?“ „Hattest Du!“ bestätigte ich, ohne auf weitere Details einzugehen. „Dann probier‘ ich die jetzt erst an“ sagte Anna und machte den rechten Träger los und warf ihn schwungvoll nach hinten. Danach war der andere dran, dann riss sie formlich die seitlichen Knöpfe los und zog sie aus. Sie warf die Lederhose aufs Bett und machte die Trägerchen sowie die Knöpfe der Cord Latzhose los und zog sie an. Sie passte genauso wie die Lederlatzhose, auch hier war zum Glück noch etwas Platz in Länge und Weite. Passte also, was hätte ich mich auch geärgert, wenn die zu knapp gewesen wären, so dass Anna gar nicht erst reingepasst hätte. Ich konnte mich also durchaus auf die Größenetiketten verlassen, auch wenn die Lederhose keins hatte.
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