Liebes Forum,
im Fach gleich darunter befindet sich ein ganz spezielles Paar.
Häufig kann man das Phänomen beobachten, dass die Frauen die meisten ihrer Schuhe nur gering abnutzen. Die Ursache liegt oft darin, dass sie über eine sehr große Anzahl verfügen. Unterstellt man eine gleichmäßige Nutzung, dann käme bei ungefähr 50 Paaren jedes einzelne Paar nur einmal pro Woche zum Zuge.
Ferner gibt es noch einen anderen Aspekt, der als Ursache für diesen Effekt in Frage kommt. Das sind die sogenannten Lieblingsschuhe, die jede Frau hat. Diese Schuhe werden in der Regel häufiger getragen, so dass andere Paare geschont werden.
So passiert es, dass das eine oder andere Paar nur wenige Male getragen wird und die meiste Zeit im Schuhschrank verbringt. Nach und nach gerät es in Vergessenheit. Die modischen Präferenzen der Trägerin verändern sich mit der Zeit und kommt der Tag der Entscheidung. Die Besitzerin stellt fest, dass die bestimmte Paare kaum getragen hat und sortiert das Paar aus, um Platz zu schaffen für Neue. Dann stellt sich die Frage second hand, ebay, Altkleiderkontainer oder gleich in den Müll.
Je nach Persönlichkeit und/oder Geldbeutel fällt dann die Entscheidung aus, welchen Weg dieses Paar gehen wird. Wer knapp bei Kasse ist, hofft auf einen lukrativen Deal. Wer nicht auch den Euro achten muss, kann sich ohne Skrupel für die Tonne entscheiden.
Soweit der Prolog. Der Prolog für ein Paar Designerstiefel der Extraklasse, die man nicht für 100 oder 200 Euro bekommen kann. Dieses Paar wurde von der Erstbesitzerin nur wenige Male getragen. Sie verfügte über mehr als 100 Paare. Und dieses Paar Stiefel wurde zu einem bestimmten Anlass angeschafft und danach nur noch Gelegentlich getragen. Die Abnutzungen an Sohlen und Absätzen bezeugten dies. Schließlich war das geprägte Sohlenprofil nur partiell abgelaufen und die Erstabsätze befanden sich noch in einem sehr akzeptablen Zustand.
Die Trägerin war so vernünftig, dass sie sich einen vorgegebenen Rahmen gesetzt hatte, den sie mit Schuhen ausfüllen wollte. Wenn dieser Rahmen gefüllt war und ein eines Paar hinzu kam, musste ein anderes weichen. Mit dieser Strategie erklärte sie auch ihrem Mann, dass sie zwar ständig neue Schuhe kaufte, sich aber dafür auch immer von anderen Paar trennte. Zudem würde sie die alten Schätze gut verkaufen und damit die Anschaffung der neuen finanzieren.
So wechselten diese Designerstiefel für 85,00 Pfund die Besitzerin, die ziemlich happy über diesen gelungen Deal war. Die Stiefel wurden regelmäßig ausgeführt. Durch die Beanspruchung war dann ein Austausch der Absatzplättchen erforderlich, der fachmännisch ausgeführt wurde. Dann, nach einem dreiviertel Jahr erlitt die Frau einen Freizeitunfall, der es ihr von da ab nicht mehr ermöglichte, High Heels zu tragen. Dieser Umstand mag für manche Frau einer Tragödie gleichkommen, aber in diesem Fall wurde die Situation mit Fassung getragen. Die High Heels wurden aussortiert und für den Altkleiderkontainer eingetütet. Durch ein Gespräch bei der Arbeit interessierte sich eine Arbeitskollegin für die Schuhe. Diese Kollegin verfügte als alleinerziehende Mutter von drei Kindern über kein allzu großes Einkommen. Am nächsten Tag bekam die Kollegin die Tragetasche mit den aussortierten Stöckelschuhen, um sich die besten herauszusuchen und den Rest, der keine Verwendung findet, im Altkleiderkontainer zu entsorgen.
Als die Frau abends mit den Schuhen nach Hause kam, waren ihre beiden Töchter (15 und 17 Jahre alt) völlig aus dem Häuschen, denn die Schuhe der Kollegin ihrer Mutter waren keine Billigware. Der einzige Mann im Hause, der 13jährige Sohn, konnte die Aufregung kaum nachvollziehen. Natürlich waren die Designerstiefel das Paar, das beide Girls haben wollten. Die 15jahrige präsentierte ihrer Mutter ihre Plimsoles aus dem letzten Jahr. Die Gummilaufsohlen waren großflächig durchgelatscht und die schwarze Zwischensohle hielt wohl auch nicht mehr lange. Sie hatte sich wegen den Kosten für die Klassenfahrt nicht getraut, nach neuen Schuhen zu fragen. Aber jetzt versuchte sie natürlich alles. Nach einigem hin und he bekam dann schließlich die jüngere die Stiefel. Die alten Plimsoles kamen noch im gleichen Moment in den Mülleimer, welcher sodann unaufgefordert runtergebracht worden ist, damit die alten Schuhe bloß aus der Wohnung waren, damit es kein zurück mehr gab, bevor sich jemand anders entschied.
Nach wenigen Tagen hat dann die Jüngere der Schwestern der älteren die Stiefel angeboten. Sie wollte sie nicht mehr haben. Was war passiert? In der Schule wurde sie deswegen gemobbt, weil sie als Bitch und Nutte gehänselt wurde. Seit dem hat sie sich für ein Paar unauffällige schwarze Pumps entschieden und fortan trug die 17jährige die Stiefel und räumte der kleinen Schwester aber die Option ein, die Stiefel ab und zu auch mal tragen zu dürfen.
So fanden die Designerstiefel nun ihre vierte Besitzerin. Und diese trug nun die Stiefel nach allen Regeln der Kunst.
Die Auszubildende schonte die Stiefel kaum. insbesondere am Wochenende, wenn sie mit ihrer Clique loszog waren sie fast immer und überall mit dabei. Nach einigen Monaten Dauereinsatz waren die Sohlen glatt und dünn. Die ursprünglich „abriebresistenten“ Sohlen wurden extrem dünn und die durch zusätzliche Metallplättchen verstärkten Spitzen waren schlicht und ergreifend weggelatscht und die Reste der Metallplättchen waren auf eine wirkungslose Größe reduziert.
Als die Mutter dies bemerkte stellte sie der Tochter ein Ultimatum. Entweder werden die Spitzen repariert (auf Kosten der Tochter) oder die Stiefel kommen weg. Auf Grund des chronischen Geldmangels der jungen Auszubildenden, war eine professionelle Reparatur zu teuer. Stattdessen versuchte sie selbst mit eigens zugeschnittenen Gummiflecken die Reparatur mit Sekundenkleber in eigener Regie vorzunehmen.
Dieses vordergründige Unterfangen hatte allerdings nicht lange Bestand. Aber auch die Tatsache, dass sich die Nähte am Schäften lösten, führte zu der Erkenntnis, dass es keinen weiteren Sinn machte, diese Stiefel noch länger weiterzutragen. Wenig später bekleidete das Girl ihre Füße mit Ballerinas mit Leoprint.
Es war es Zeit zu handeln. Nun, die Mutter ist meine Tante und die Girls meine Cousinen. Sie leben in England und war zufällig zu Besuch vor Ort und habe daher die ganze Story als erster Hand erfahren.
Ich lag mit meiner Einschätzung richtig und fand meine Cousine in ihrem Zimmer und ihre Designerstiefel ihrem Mülleimer. Es war nicht schwer, das Gespräch auf die Stiefel zu lenken und meine Cousine erzählte mir dann unaufgefordert die Geschichte.
“The boots are very well worn and totally trashed. Now I throw them into the garbage”, waren ihre Worte. “I think it is better to dispose of them. They are ready for going to trash. The tips are perforated. The tips are worn through. The stitching on the shaft is broken. The soles are very thin and shortly front end.“
„Ich habe sie zu allen möglichen Gelegenheiten getragen. Sie haben dabei eine ganze Menge mitgemacht. Aber nun wird es wohl Zeit für sie, sie in den Müll zu werfen. OK, die Absätze würden es noch eine Weile machen, aber der Gesamtzustand ist sehr schlecht. Noch drei weitere Wochen an meinen Füßen und sie zerfallen endgültig in ihre Bestandteile. Die einzige die darüber traurig sein wird, dass die Stiefel nun in den Müll wandern, ist meine Schwester, denn sie hatte sie sich immer gerne ausgeliehen, um damit den Jungs den Kopf zu verdrehen. „
Wenn die kleine Cousine den Jungs den Kopf verdrehen will, dann bin ich als treusorgende Familienangehörige doch in der Pflicht, sie zu unterstützen. Also fasste ich den Plan, die Stiefel mit nach Deutschland zu nehmen, um sie dort von einem Meister seines Faches restaurieren zu lassen. Dafür kommt natürlich kein geringer in Frage als mein Leib- und Hofschuster Matthias. der gleichzeitig einer meiner ältesten Freunde ist.
Meine ältere Cousine hat den wahren Wert der Stiefel wohl im wahrsten Sinne des Wortes nicht erkannt und mit den Füßen getreten. Diese ein wenig arrogante Art, fand ich sehr unpassend. Denn die finanzielle Situation der Familie ist nicht gerade rosig. Meiner Meinung nach, kann man da ruhig etwas pfleglich und sorgfältig mit den Sachen umgehen. Bei den Stiefeln lohnt sich bestimmt noch eine meisterhaft ausgeführte Reparatur. Und Matthias liebt solche Herausforderungen, wenn sie von mir kommen erst recht. Ich mache das für meine kleine Cousine, denn die zieht so oft den Kürzeren.
„Ich bin mit ihnen fertig und ich will sie wirklich nicht mehr länger tragen. Wenn du die alten Stiefel noch haben willst, dann nimm sie. Du weißt ja, ansonsten werde ich dafür sorgen, dass sie es übermorgen mit den Müllmännern zu tun bekommen.“
Gleich geht es weiter ....
Herzliche Grüße sendet euer
Pointy-Girl