Hallo Leute!
Herrjeh - was machen wir heute wieder?
Der/die Eine steht auf Stiefel, der/die Nächste kriegt einen "Abflug" bei Leder- und Heel-Nahaufnahmen, Eine/r will Badeofenbilder sehen und schließlich wollen Welche Vintage-Geschichten lesen ...
Wir machen mal eine Zeitreise.
Frühjahr 1981. Die (Schuh-)Welt war noch in Ordnung. Steffi hatte sich im Herbst 1980 ein Paar Stiefel für den Winter gekauft. So macht sie das jedes Jahr; es müssen immer ein Paar Neue sein, die Alten aufheben - kommt gar nicht in Frage, sollen vielleicht die Kolleginnen lästern ...
Es nahten die "warmen Tage", die "Saisonauslese" wurde fällig. Zuerst ging es an den Kleiderschrank. Ein Sack kam ins Schlafzimmer, er füllte sich mit "alten" Sachen. Demnächst für die "Altstoffsammlung", Lumpen bringen Geld - und nicht Wenig! So ein prall gefüllter Sack konnte schon mal locker 5 Mark wert sein.
Nächste Station: Das Schuhregal im Flur. Oh mein Gott, was versteckt sich da noch so Alles hinter dem Vorhang?
Ein Paar weiße Pumps, deren Absätze eigentlich gemacht werden sollten, ein Paar hohe rote Lack-Sandaletten mit ausgerissenem Riemchen, ein Paar schwarze Leder-Ballerinas - prüfender Blick, die "gehen" noch eine Weile.
Und ja, auch die aktuellen Winterstiefel. Alte Schuhe nimmt der Altstoffhändler nicht, es sei denn, für seinen Werkstattofen.
Nun fliegen erst mal die kaputten Sandaletten quer durch den Flur bis vor die Badtür. Bei den Pumps steht noch eine Bedenkzeit an, ob sich eine Reparatur doch noch lohnt? Steffi zieht die Pumps an, Passen eigentlich gut, Drücken nicht. Die Stiefel, mit ihren offenen Reißverschlüssen - gemäß langjähriger Tradition wird mit ihnen der Winter "verabschiedet". Ein kräftiger Griff von Hinten zwischen die Schäfte, ab damit ins Bad. Vor der Badtür angekommen kickt Steffi die Sandaletten vor den Badeofen, sie schlittern nacheinander über die Bodenfliesen. Die Stiefel stellt sie auf den gefüllten Holzkorb. Steffi bricht ein Stück Kohlenanzünder ab und zündet es auf dem Ofenrost an, legt einige Holzscheite darüber und schließt die Feuertür. Langsam knisternd beginnt das Feuer zu Lodern. Währenddessen putzt sie die Wanne, reinigt Waschbecken und die Toilette. Ein kräftiges Brenngeräusch kündigt an, daß die Holzglut bereit ist, den ersten Schuh aufzunehmen. Instinktiv greift Steffi nach einem Stiefel, stellt ihn aber wieder zurück auf den Korb. Sie kniet sich vor den Badeofen, mit dem Absatz einer Sandalette drückt sie eine Mulde in die Holzglut, das Lackleder fängt sofort Feuer. Steffi läßt die Sandalette in die Glut fallen und zuckt erschreckt zurück. Unter ihr ein ratschendes Geräusch, bei der ruckartigen Bewegung war das Leder des linken Pumps von der Sohle ab- und eingerissen. Aus dem noch offenen Ofen spritzten brennende Gummiperlen von der sich langsam hebenden Sandalettensohle. Mit der zweiten Sandalettenspitze schob sie die Erste ein wenig zur Seite und warf sie sogleich daneben. Die Feuertür wurde angelehnt. Im Ofen tobte ein Feuersturm, prasselnd verbrannten die Zinkschnallen, grellweißes Licht zuckte durch die Luftklappe und spiegelte sich auf dem Leder der Pumps wider.
Der Defekt der Pumps erübrigte nun ein weiteres Nachdenken über ihren Verbleib. Als es im Ofen ein wenig ruhiger wurde, legte Steffi nochmals einige Holzscheite nach. Die Pumps blieben vor dem Ofen stehen, als sie zurück in den Flur ging. Wo sind die Hausschuhe? Sie konnte sie nirgends finden. Versehentlich hatte sie diese mit in den Altkleidersack gesteckt, als sie die am Boden liegende Kleidung zusammenraffte. Egal, die speckigen Stoffdinger konnten eh´ weg! Steffi zog die eleganten weichen Lederballerinas an. Im Regal stand noch der leere Karton der Pumps; seiner Bestimmung entledigt, kann auch er nun auch ins Feuer. Sie nahm ihn mit ins Bad. Nun waren die einst geliebten weißen Pumps an der Reihe, verbrannt zu werden. Der kaputte Linke sollte den Anfang machen. Steffi faßte ihn an der Spitze, drehte ihn mit der Sohle nach oben und besah sich noch einmal das von ihrem kleinen Zeh ausgefetzte Leder. Gleich so kam der Schuh mit dem Absatz voraus in den Ofen. Das Leder begann sich in der Hitze sofort zu Verkrümmen, der Pumps fiel auf die Seite und schlagartig entzündete sich die Sohle. Steffi beobachtete angeregt das "Treiben" auf dem Rost, die brennende Sohle löste sich vom geschrumpften Leder und streckte sich wieder gerade. Der Absatzbezug rollte sich auf, brennende Schmelztropfen vom Absatz fielen in den Aschekasten und brannten dort weiter. Die Innensohle kräuselte sich heraus und die nun fast völlig verbrannte Sohle gab nun den Blick auf das Federeisen frei, das, angeheizt durch das Oberleder, langsam zu Glühen anfing. Es wurde Zeit, die Feuertür anzulehnen, um die Wärme für das Wasser zu Nutzen. Noch einmal fauchte es heftig. Nach kurzer Zeit lagen nur noch drei überkreuzte, ausgeglühte Federeisen in der Restglut, jedoch "stand" die Asche des Leders noch so, daß man die Form der bereits verbrannten Schuhe erkennen konnte. Höchste Zeit zum Nachlegen.
Der zweite Pumps kam diesmal mit der Sohle nach unten und der Spitze voraus in die knappe Glut. Doch er brannte nicht sofort. Ganz langsam hob sich die Spitze, rollte immer weiter, bis sie in der Hacke zu Liegen kam. Die Hacke schrumpfte und zog sich regelrecht über die Spitze zu. Aber der Schuh blieb Stehen! Die Innensohle begann zu Rauchen. Explosionsartig zündete die Sohle und bereitete den andauernden Qualen ein Ende. Ofentür ran, das Wasser wurde "badewarm", Steffi ließ bereits die Wanne einlaufen.
Sollte sie nun auch noch die Stiefel ...? Egal, was weg ist, ist weg. Sie griff den ersten an der Spitze, sodaß der Schaft herunter hing. Mit einem letzten, kräftigen Ruck wurde der Reißverschluß zugezogen und der Schaft um den Fußteil gewickelt. So wurde die Rolle vor dem Ofen "geparkt", beim zweiten Stiefel das Gleiche noch einmal.
Doch in diesem Jahr sollte es Anders werden! Steffi begann an sich selbst zu Zweifeln. Warum müssen die Stiefel denn immer zwangsläufig Verbrannt werden? Ich kann mir doch im Herbst Neue kaufen und trotzdem die noch tadellos aussehenden "Alten" behalten. Die beiden "Röllchen" wurden also nicht in den Ofen, sondern in den Schuhkarton gesteckt. Dieser kam dann oben auf den Kleiderschrank.
Natürlich kaufte sich Steffi zur folgenden Saison wieder neue Winterstiefel. Der 1981er Karton geriet über die Jahre in völlige Vergessenheit.
Genau zwanzig Jahre später fand sie ihn wieder. Nun aber war Verbrennen keine Option mehr. Die Dinger waren schon begehrte Vintage! Steffi wußte genau, wer sich darüber mordsmäßig Freuen würde ...
Am 18.01.2001 wechselte der Karton samt Inhalt und zugehöriger Geschichte für "symbolische 1 D-Mark" die Besitzerin.
Bitteschön, hier sind die Teile! Viel Spaß beim Betrachten der Bilder!
Liebe Sammlergrüße!
szukajgocfe