Durch ihn bin ich zu meiner Vorliebe für löchrige Gummistiefel gekommen. Er kam damals neu in meine Klasse und wir verstanden uns von Anfang an recht gut. Irgendwann war er dann mal bei uns am Bach mit dabei und da hatte er komplett rote Gummistiefel mit einem 1cm Absatz an, wie es sie in den 70'ern so gab.
Kam mir schon ein wenig komisch vor, als er mich gleich gefragt hat, ob ich mit ihm mal die Stiefel tauschen würde. Hab mir aber nichts dabei gedacht und ihm meine Elbits gegeben. Im Wasser ist mir gleich aufgefallen, dass einer seiner Stiefel am Spann ein Loch hatte und beim Dämmebauen ist der mir natürlich gleich vollgelaufen. Ich war erst erschrocken, aber dann fand ich das Gefühl super, als mir das kalte Wasser über den Fuß gelaufen ist. Ich hab ihn gefragt, ob ihn das nicht stört, immer gleich einen nassen Stiefel zu haben, aber er sagte, dass es ihm sogar gefällt, dass der Stiefel da kaputtgegangen ist.
Nachdem er als Ausgleich meine Elbit-Stiefel geflutet hatte, tauschten wir wieder zurück. Er klappte gleich sein Taschenmesser auf und schnitt noch in den anderen Stiefel an der gleichen Stelle ebenfalls ein Loch rein. Er hat's mir und meinen Freunden auch angeboten, aber wir haben abgelehnt. War völlig neu für mich, dass einer absichtlich seine Gummistiefel kaputtmacht. Aber neugierig wurde ich schon und ich hab's später ja auch ein paar mal mit meinen und anderen Gummistiefeln gemacht. Auch die Gummistiefel der Freundinnen meiner Schwester waren da mit dabei.
Im Sommer hatte er dann wohl einen Wachstumsschub und auf einmal waren ihm die roten Stiefel zu klein. Neue wollten ihm seine Eltern aber vor dem Winter und den damals obligatorischen Gummi-Moonboots nicht mehr kaufen, die hatten es damals nicht so dicke. Ab da begann er, die Hacken beim Laufen immer öfter runterzutreten, nur am Bach hatte er die Stiefel noch richtig an. Die Stulpen waren da schon längst nicht mehr da, die wurden irgendwann mal als Dichtmaterial im Damm verbaut.

Am Ende der Sommerferien hatten beide Stiefel am Hacken über der Sohle einen Riss, der natürlich bei jedem Ausziehen größer wurde. Und wir haben unsere Stiefel damals häufig an- und ausgezogen, weil wir am Bachufer einen Kanal mit Schleusensystem gebaut hatten, das wir mit unseren Gummistiefeln immer wieder auffüllen mussten.
Eines Tages hatte er wohl von seinen zu kleinen und kaputten Gummistiefeln genug und hat sich die Stiefel ein paar Mal hintereinander so heftig ausgezogen, dass beide Hacken weit eingerissen sind und beide Fersen raushingen.
Am nächsten Tag war er wieder am Bach, aber diesmal in komischen roten Pantoffeln.

Er hat mir erzählt, dass seine Mutter ihn am Nachmittag so heimkommen gesehen hatte und wollte ihm helfen, aus den lädierten Stiefeln rauszukommen, damit sie sie wenigstens notdürftig ein wenig zusammennähen konnte, aber er war schneller und hat ihr gesagt, dass er die nicht mehr anziehen wird, weil sie drücken und hat nochmal kräftig nachgeholfen. Bei einem Stiefel war dann mehr als die halbe Sohle abgerissen, und seine Mutter hat ihm eine Standpauke gehalten, dass er jetzt bis zum Herbst so rumlaufen könne. Vom Vater gab's auch noch Fernsehverbot obendrauf, war ihm aber egal. Sonstige Schuhe zum Spielen im Matsch hatte er nicht, also hat er die Schäfte abgeschnitten und Pantoffeln draus gemacht.
Viel Freude hatte er damit aber auch nicht, weil er die immer im Bach verloren hatte. Ich hab ihm dann aus Mitleid meine alten Elbits gegeben, von denen einer auch schon am Hacken eingerissen war und die ihm aber gepasst haben. Ich hatte da das Glück, nochmal Neue Elbits und gleichzeitig Moonboots zu bekommen, nur waren mir die Elbits zuerst viel zu groß, weil die ja noch im Nächsten Jahr passen sollten. War aber auch nicht schlecht, da passte wenigstens mehr Wasser rein.
Als mein Kumpel dann seine Moonboots für den Winter bekam, gab er mir die Elbits wieder zurück. Der Riss war zwar inzwischen doppelt so lang, aber dran rumgeschnitten hatte er nicht.
Die undichten Elbits habe ich dann noch weitergetragen, bis sie genauso endeten wie die roten Gummistiefel meines Kumpels.
Die DoGa von ihm haben etwas länger gehalten, an denen hatte er ausnahmsweise nicht rumgeschnitten, aber irgendwann bekamen die durchs Tragen auch Löcher und dann ging's wieder los mit dem Messer.
Das haben wir mit unseren Romikas auch immer gemacht, den Springbrunnen von oben betrachtet.

Jedenfalls, solange die Stulpen noch dran waren. Bei den meisten waren die nur noch bis zu den Lüftunslöchern am Stiefel vorhanden, wenn sie nicht gleich ganz entfernt wurden.
Die Stulpe an den Stiefeln meiner Schwester war an der Naht ein weing eingerissen, weil sie beim Anziehen nicht aufgepasst hat. Das sah man zwar nicht, aber wasserdicht war es nicht mehr.
Hast Du die Rainboots auch von oben bis unten aufgeschnitten? Meiner Schwester musste mal ein Arzt den Gummistiefel aufschneiden, weil sie sich den Knöchel verstaucht hatte und wegen der Schwellung nicht mehr aus ihrem Stiefel rauskam. Schade, dass die Sendung Notruf nicht mehr kommt, da wurden auch öfter mal Gummistiefel von Arzten aufgeschnitten. Einmal waren es sogar Gummireitstiefel.