Nun bin ich durch die schwarzen Schnürschühchen wieder in Erinnerungen zu meiner Schulzeit gekommen.
Da gibt es noch eine fast vergessene Geschichte, die ich bisher noch nicht Erzählt habe.
Ihr wißt ja, daß sich in dieser Zeit meine Begeisterung für Stiefel ins Unermeßliche steigerte. Und seit Anfang bis zum Ende der Achtziger Jahre war der Besitz mindestens eines Paares langer schwarzer Leder-Absatzstiefel für alle Mädels und "Damen" Pflicht! Und, die wurden damals noch selten "zu Hause" Ausgezogen!

Wenn auch Vieles in der DDR temporär "knapp" war, diese schönen Stiefel gab es aber immer in ausreichender Menge:
Der "Volkswagen" von Paul Schäfer Erfurt in Synthetik oder Leder ab 60 Mark, schon etwas edlere "Schnitte" aus hochwertigem Glattleder von Bella Leipzig und Roter Stern Burg, sowie den "Mercedes" von Salamander mit bezogenen Absätzen für einen ganzen Netto-Wochenlohn! Ganz exclusive Weitschaft-Modelle mit bis zu 10 cm bezogenen Absätzen und Echtledersohlen aus Italien, Slowakei, Jugoslawien, Polen und der Sowjetunion gab´s im "Exquisit" oder eben durch privaten "Import", evtl. auch aus bzw. über den "Westen".
Doch egal woher, wir hatten eben Alle welche und manchmal war´s lustig, wenn die halbe Klasse gleichzeitig, einschließlich Lehrerein, diese Dinger (wie damals üblich) unter den Jeans anhatte!
Das war eben so selbstverständlich, daß die Meisten nicht sonderlich drüber Nachdachten, ihre Stiefel gingen, wie seinerzeit alle anderen Schuhe auch, den "üblichen Lebensweg".
Da bekommt man als Stiefelfeti im Nachhinein feuchte Augen: Allein ca. 8 Millionen DDR-Frauen und Mädels kauften und trugen diese Stiefel über einen Zeitraum von rund 15 Jahren. Mutti bestätigte mir, die Ersten dieser Art gab es ab 1978 und gehörten bis 1990 zum "Standardprogramm" der Kaufhäuser usw. Wurden auch nahezu konstant gekauft und wie seinerzeit allgemein üblich, in annähernd gleicher Menge meist zu Hause in den Öfen Verbrannt.
Was dann später folgte, enthält bereits meine eigene Erinnerung: Auf Grund der nun verfügbaren "westlichen" Angebote und der zunehmenden Umzüge und/oder Heizungsumstellungen landeten ab Mitte der Neunziger nochmals unbeschreibliche Mengen im Sperrmüll. Auch ich selbst habe dadurch mit den vielen Kleingrößen nahezu täglich meinen Badeofen beheizt, es müssen allein bei mir so 2.000-3.000 Paar und nochmals genauso Viele in unserer WG durch die Esse gegangen sein!
Doch mein, mich zur Schulzeit schon heftig in Griff genommener Fetisch für getragenes Leder und die Erfahrungen, was meine Mutti schlußendlich damit machte, ließen mich natürlich schon gewisse vorsorgliche Interessen an den Gebrauchten Teilen meiner Klassenkameradinnen entwickeln. Einige, die ich ansprach, sagten mir, ihre Stiefel selbst für die nächste "Saison" noch Behalten zu wollen.
Eines der Mädels kam Anfang 1989 plötzlich, von einem Tag auf den Anderen, mit einem nagelneuen Paar "teuren" Exquisit-Stiefeln (ohne Reißverschluß), damit es auch Jede sieht, unüblicherweise ÜBER der Hose, in die Klasse. Ganz "schulmädchengerecht" (einschließlich einiger Jungs) Bewunderten wir natürlich Alle die schönen neuen Dinger - ich auch - wobei bei mir nicht der materielle Wert, als eher der herrliche Anblick ihrer ebenfalls "großzügig" breiten Füße im Vordergrund stand.
Stolz schritt sie durch das Klassenzimmer, zu ihrem Platz. Ihre Banknachbarin, selbst nur in einem billigen Paar schwarzer Synthetiks, bei dem sich schon teilweise das Obermaterial schuppig löste und eigentlich auch die Absätze hätten schon lange neu belegt werden müßten, fragte als Erste, ob sie eventuell die "alten" Lederstiefel Bekommen könnte. "Mal sehen - vielleicht!" Da nach einigen Tagen die alten Stiefel, weder an der Vorbesitzerin, noch an der Nachbarin wieder in der Schule "Aufgetaucht" waren, fragte nun auch ich gezielt danach. Ja, die alten breitfüßig "ausgelatschten", aber ansonsten immer gut gepflegten Teile hätte auch ich gern gehabt und weiter Getragen. Auch ich bekam vorerst nur ein "Vielleicht!" zu Hören.
An dieser Stelle beschreibe ich mal die von uns begehrten "Altschuhe":
Schwarze weiche Lederstiefel mit Stofffutter von Paul Schäfer Erfurt, Baujahr um 1980 (Vorbesitzerin ihre Mutti), Größe 26,5 = 40, Schaftlänge 42 cm (Weitschaft 37 cm) mit halbem Reißverschluß Innen, 8 cm-Plastabsatz, angenehm gerundete Spitzen, dünne Gummisohlen, Neupreis 160 Mark, wie bereits gesagt, jederzeit ordentlich gepflegt und sorgfältig gewartete Absätze.
Nahezu baugleiche Teile, siehe folgende Fotos.
Nach einiger Zeit fragten wir wieder nach den "Alten", ob und wer sie nun Bekommen könnte. Die Antwort: "Morgen bringe ich sie euch mit!"
Am nächsten Tag legte sie grinsend zwei ausgeglühte Federeisen auf den Tisch und erklärte stolz und ausführlich, wie sie die Stiefel am vergangenen Abend im Kachelofen ihres Zimmers verbrannt hatte.
Ja, so viel Gehässigkeit gab´s auch damals schon ...
Das "arme" Mädel wandte sich (wirklich!) enttäuscht ab, ließ sich sofort an eine andere Bank Umsetzen - die Beiden sprachen fortan kaum noch ein Wort miteinander. Das Mädel bekam von mir je ein Paar elegante schwarze und dunkelbraune, neuwertige Lederstiefel mit Reißverschlüssen aus der "mittelklassigen" Roter-Stern-Produktion, ebenfalls mindestens 40 cm lang und mit 8 cm-Absätzen geschenkt, sodaß endlich ihre abgetragenen Synthetiks völlig verdient in den Ofen konnten! Wir hatten nie ein "großes Gewese" drum gemacht, vielleicht wußte es bis Heute Keine/r. (Leider haben wir uns nach der Schulzeit aus den Augen verloren.)
Ich habe in den folgenden Jahren mit viel Glück noch zahlreiche Passende dieser eleganten und haltbaren Stiefel der Oben genannten Marken im Sperrmüll und bei Bekannten gefunden. Einige davon hatte ich euch ja schon (unter Beifallsbekundungen) in meinen früheren Fotoserien gezeigt. Ich trage sie neben meinen Zaras noch immer regelmäßig, echte Kenner/innen meiner "Fangemeinde" waren auch schon begeistert (ich berichtete).
Im Anschluß zeige ich noch einmal meine blauen DDR-Stiefel, die mir mein Papa in einem A&V gekauft hatte. Diesen herrlichen Anblick solcher sexy (zumeist Leder-)Stiefel vor und im Badeofen dürften die Frauen seinerzeit millionenfach genossen haben - Viele garantiert auch schon mit den neuen Stiefeln an den Füßen und "überdurchschnittlicher Erregung"! Meine hatten da mehr Glück, kamen beim Heizen dem Ofen sicher oft genug sehr nahe, aber außer für diese Fotos niemals hinein!
Schon ihre schöne dunkelblaue Farbe und das butterweiche Leder laden förmlich dazu ein, nicht unbedingt gewaltsam gleich Einen zwischen die Schäfte Setzen zu lassen, vielmehr sind´s die Stiefel für einen ruhigen Genießerabend auf dem Fernsehsofa: Mit beiden Spitzen oder den Absätzen ganz zärtlich dem "Spargelköpfchen Mütze auf -Mütze ab" ...

Liebe Sammlergrüße!
szukajgoooc szukajgdooe