Erstmal danke für's Kompliment - Du hast also doch heimlich still und leise "Anna" gelesenKatrinG hat geschrieben:Hallo liebe AnnasMama!
Du bist zweifellos eine der "bestseller"-verdächtigsten Romanautorinnen derzeit!
In deinem "Fahrwasser" werde ich mich nun auch mal wieder Versuchen - zugegeben, ich muß mich dafür nicht sonderlich Anstrengen - es ist mir heute wirklich so passiert ...
Ich wollte eine Kollegin vom Flughafen Abholen, war mit ausreichend Vorlauf dort Angekommen, holte mir ein Getränk und setze mich Draußen vor der Abfertigungshalle auf eine Bank. Die Drehtür spie Menschengruppen bereits gelandeter Flüge aus, einschließlich der Personale. Mensch, was können Stewardessen, neben wahrhaft sabberwürdigen Teilen, auch für häßliche Schuhe haben! Keilballerinas ... Würg!
Ein etwa zwanzigjähriges Mädel setze sich neben mich und bat mich höflich um Feuer für ihr "Erlösungszigarettchen". Grausam - Langstreckenflüge im "Nichtraucher"; mir reicht schon die heimische Bahn. Und, wenn ich gemeinsam mit meinem Mann Verreise, kann ich dann die obligatorische "Zigarette danach" kaum Erwarten! (Ja, ich weiß schon, was jetzt gleich wieder kommt: Aber, auch wir "Halbgötter in Weiß" sind eben doch nur Menschen!)
Doch weiter im Text: Das Mädel rauchte zu Ende, drückte die Kippe in den Aschenbecher, setzte sich wieder und holte ihr Rollköfferchen zu sich heran, legte es flach auf den Boden und zog den Reißverschluß auf. Sie schnürte ihre Schuhe auf und zog sie aus. Da ich bisher konzentriert den Ausgang "Überwachte", in Erwartung meiner Kollegin, hatte ich (völlig unüblicherweise) noch keinen Blick auf ihre Schuhe geworfen. Sie stellte ihre "nackten" Füße auf den vor ihr liegenden Kofferdeckel und betrachtete ihre offensichtlich kaputten Schuhe - weiße Sneakers - und stellte sie sogleich an der abgewandten Seite neben sich, sodaß ich sie nicht mehr genauer Sehen konnte. Das Mädel fluchte vor sich hin: "Bis nach Hause hätten sie ja noch Halten können ...!" und entnahm dem Koffer ein Paar schwarze Ballerinas, zog diese über ihre Füße und schloß den Koffer-Reißverschluß wieder. Sie stand auf, stellte den Koffer auf die Räder und griff mit einer Hand von Oben die Hacken ihrer Sneakers - waagerecht "schwebend" hoben die Schuhe mit einer Seitwärtsbewegung ab in Richtung des Müllschlitzes unter dem Aschenbecher. Sekundenbruchteile! Ich konnte nur noch schnell Rufen: "Um Himmels Willen - Nicht!"
Das Mädel hielt inne und grinste mich an. Sie begann sogar etwas zu Lachen: "Nirgends ist man vor den Fetis sicher! Die wollte vorhin schon mein Nachbar im Flieger Haben, als ich den Defekt bemerkte, doch die Anderen waren ja im Koffer - ich habe mich hier Draußen extra neben ´ne Frau gesetzt!" Sie setzte sich wieder hin und reichte mir die Schuhe rüber. "Aber Anziehen! Das will ICH jetzt Sehen! Und, wehe sie Passen nicht - dann Tonne!" Nun, kein allzu großes Problem, ich war heute mal ohne Stiefel unterwegs. Da ich gestern meine Vintage-Mokassins so "richtig Weichgepflegt" hatte, kamen die bequemen Schuhe mir heute gerade recht, zum Autofahren.
Na dann Mädel - mal ganz genußvoll die Pumps von den Nylons Abgezogen, natürlich auch sorgfältig zwischen uns auf die Bank gestellt, ein Blick des Mädels darauf: "Geile Dinger!" und dann rein in die warmen Sneakers. In der Kürze der Zeit hatte ich vorher zuerst Angenommen, es wären Lederschuhe, nun aber sah ich, daß es "Gracelands" waren, doch sie paßten und ich habe weiß Gott schon häßlichere Schuhe Gesehen! Leider machten meine breiten Füße den Schaden nun auch deutlich sichtbar: Die rechte Sohle hatte sich an der Spitze vom Obermaterial gelöst und klaffte wie ein offenes Maul. Ich sagte, ebenfalls lächelnd: "Ich glaube, das wird die Feti wieder Kleben können - falls nicht, für ein schönes Feuerchen taugen sie allemal noch!" Ich spendierte noch mal "´ne Runde" Zigaretten. Das Mädel lächelte, als ich mit meinen ausgestreckten Beinen ein Wenig "Shoeplay" und "Klatschbewegungen" der Füße gegeneinander machte und dann die Sneaks in meinen Stoffbeutel einpackte. Bevor ich meine Mokassin-Pumps wieder anzog, nahm das Mädel Einen davon und steckte ihn sich über die ausgestreckte Hand, um ihn gewissenhaft zu Betrachten - die schienen dem Mädel wirklich deutlicher zu Gefallen - gab ihn mir wieder und sagte leise: "Zu Hause hätte ich die kaputten Schuhe auch nur verbrannt, mir war es aber zu müßig, sie extra dafür wieder Einzupacken. Doch, vielleicht kriegst du sie wieder ganz und hast noch ´ne Weile Freude dran!" Wir Rauchten noch auf - dann trennten sich unsere Wege.
So, nun die Konsequenz: Da war ich schon seit über einem Jahr "synthetikfrei" - aber, ich kann´s dem lieben Mädel nicht Antun; ich werde die Dinger zumindestens versuchen zu Reparieren und - vielleicht im Sommerurlaub noch mal würdig zu Wander- und Radfahrer-Ehren kommen lassen!
Wie gesagt: Von der Form und Bequemlichkeit her sind die Gracelands aus Erfahrung ja gar nicht so Übel und ich verbrenne ja ohnehin viel lieber Schühchen, die meine "Götterfüßchen" vorher noch so richtig "Fertiggemacht" haben!
Jetzt könnte wieder die Bemerkung kommen: "Hast du ein Glück! Das sollte mir mal Passieren!" Es geschieht sicher jeden Tag hundertfach so - mit Schuhen, Taschen, Schirmen, Mützen und was sonst noch. Doch von der "Masse" eher unbeachtet - es sei denn, man legt es darauf an und beobachtet sein persönliches "Interessengebiet" genauer. Vermutlich haben in meiner Aufenthaltszeit auf dem Flughafen zahlreiche Reisende Kugelschreiber, Handschuhe, T-Shirts, Socken oder gar Mobiltelefone in die Müllbehälter Geworfen - der entsprechende Sammler wird´s registriert haben - oder eben auch nicht?
Ich habe eben nur nicht gewartet, bis das Mädel die Schuhe Eingeworfen hat, passiert wäre es dann trotzdem, ob ich es will, oder nicht; wie seinerzeit die (wirklich!) wertvollen Office-Boots an der Autobahn. Ein/e Andere/r hätte da vermutlich gar nicht Hingesehen. Doch ich ahnte eben aus Erfahrung, solch ein zügiger "Schuhwechsel" auf ´nem Parkplatz könnte "spannend" Ausgehen! Ich habe mir diesmal nur das mühselige Herauskramen danach erspart, Fragen kostet ja bekanntlich Nichts.
Liebevolle Vernichtergrüße!
Programmvorschau:
Morgen gibt´s wieder ein Paar geile schwarze Lederstiefel von der Müllkippe. Muß sie aber noch etwas Vorbereiten!
szukajecobd
Deine Geschichte ist aber auch Mitten aus dem Leben gegriffen und natürlich mit Happy End. Dazu gehört schon eine ganze Portion Glück, denn "penetrantes" Erinnern kann auch manchmal kontraproduktiv sein, selbst wenn man die Leute gut kennt. Die meisten haben das was Du gerne hättest oft schon entsorgt oder verschenkt und im richtigen Moment natürlich nicht mehr an Dich gedacht. Kommt leider öfters vor, als man gerne hätte. Von daher ist so ein direktes Abgreifen eher ein Glückstreffer.
Liebe Grüße,
AnnasMama